Schuettelreim
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Michel Steuter
Stichelmeuter
Tschuter Miele
Mutter Schiele
löcherbecki
zyt isch nid zahl nid schtrecki
zyt isch es löcherbecki
wo scho nach churzem ufenthalt
dr mönsch z‘dürab i d‘unzyt fallt
rosa loui
so rosa
wie du rosa
bisch
so rosa
isch
kei loui süsch
o rosa loui
rosa lou
i wett
so rosa
wär ig ou
Frühlingserwachen
Frühlingserwachen:
Singe! Welch naher Ruf,
welch nahes Ufer! Ring
in Gras. Welch Feenruh!
Flüge schwirren nah,
Rufe wehn, lagern sich
an Ufer. Schwelge, Hirn,
wehe nur lange, frisch.
Frühlingserwachen:
Fahre ins Grün. Welch
Fernwehn! Lau reg sich
Ahnung, irre Schwefelgefahr
in uns. Welcher
Frühling? Wer nasche
Flugaschenhirne? Wer
schlang Feuer hin? Wer
flieg uns nachher? Wer
leg’s in Rauch? Fernweh,
Frühlingserwachen:
Erfahrung in Wechsel
in uns. Welch Gefahr! Er
fuhr ein. Lange, schwer
ewig her. Nur schlafen.
Schlafen. Wir gehen Urfragen
suchen, wir helfen
euch. Wir sehen Gral,
wir rufen Schlange. He,
he, wer schläfrig? Nun
schlingen Wahrfeuer,
schlaufen Weghirner,
schwafeln Heuringer,
schwelen Rauhfinger,
schwelgen Irrhaufen,
schwefeln Grauhirne
schweifen Uhrnagler,
schwingen Herlaufer
schwirren Fehlaugen,
scharren Unweghilfe
heran, wechseln Figur.
Wir schlafen nur. Gehe
Frühling waschen. Er
war Schnee. Frühling?
Schneeling fürwahr.
Katertage
Einst allem Werktag satt
lagen wir, matt-kalte Sets,
am glatten Wasser. Kittel
mattweis gekallt. Raten
wes Markttag ist. Alle entstellt.
Wer nagt am Akteis?
Wer tat alles mit Gestank?
Gewittermassen, alt-kalt
Wetter ist’s! Anklage malt
Tagwerk mit Altlasten, es
klang ermattet. Altweiss
malten wir Aktes Gestalt.
Glatte Maske war’s. Litten
mit Takt, lassen Alter weg.
Wir klagten: mattes Tal, es
rast im Tageswellentakt.
Welle kam stetig, trat ans
Wasser, tilgt Makeltaten,
malt Weltkriegssstaaten.
Man kreist. Gewalt lastet.
Angst malt eiskalt Werte.
Katertage! Will man stets
kalte Wasser mit glatten
Wellen statt Karmageist?
Stille statt Marke am Weg?
Steinweg statt Karamell?
Mein Werktag statt alles:
meine Alltagswerkstatt.
Noch bist du da
Wirf deine Angst
in die Luft
Bald
ist deine Zeit um
bald
wächst der Himmel
unter dem Gras
fallen deine Träume
ins Nirgends
Noch
duftet die Nelke
singt die Drossel
noch darfst du lieben
Worte verschenken
noch bist du da
Sei was du bist
Gib was du hast
Lebensweisheit
Besen weist Heil,
heilt Sieb. Wesen
web Heil. Iss Ente
heiss in Weltebene.
Leihe bis West
Heinis Weste. Leb
in Wieselbethes
Stilbein. Wehe es
stehl Weisbiene.
Seh wie lebt sein
Weibel, stehe ins
Beet. Les’ Hinweis
wessen Hiebteil
beweisen heilst:
Beweishit lesen!
Biel seh west, ein
Eselsbein wieht
ehestens bei Wil.
Sehe Weltbise in
Nisthebelwiese.
Hinweis: Es lebte
ein Weltbiss ehe
Weihe ist! Lesben
weibelten heiss.
Wie Hess liebten
bleiheisse Twen
weisse BH-Enteli.
Es knospt
Es knospt
unter den Blättern
das nennen sie Herbst.
Bassgeige
Sage es, gib
Gas! Sie geb
Essiggabe.
Sage es, gib
Gegabe, iss
Geissgabe.
Sage es, gib
Saege. Gib‘s
bis es gage!
QUELLEN
Noch bist du da Rose Ausländer, «Regenwörter», Gedichte, Verlag Reclam
es knospt Hilde Domin, S. Fischer Verlage
Bassgeige // Lebensweisheit // Schuettelreim Heini Gut, «Anagramme», Anagramme 1998–1999, Verlag Martin
Wallimann
Frühlingserwachen // Katertage Anna Isenschmid, «Vier Seidenjahre Zeit», Verlag Martin Wallimann
löcherbecki // rosa loui Kurt Marti, «wo chiemte mer hii?», Verlag Nagel & Kimche